Home Inhaltsverzeichnis << >>

Untersuchungen zur Trennwirkung von Feldwegen verschiedener Ausbaustandards auf Feldcarabiden

 

6 Diskussion

6.2 Zur Trennwirkung von Feldwegen auf die Carabidenfauna

6.2.2 Untersuchungsergebnisse

6.2.2.2 Bewertung der Erstfänge - Trennwirkung des Feldweges und Habitatbindung der Carabiden

Die Trennwirkung des Feldweges scheint während des Untersuchungszeitraums von jahreszeitlich bedingten Habitatwechseln überlagert zu werden. Darauf deuten verschiedene Verteilungs-Phänomene bei den Erst- und teilweise auch bei den Wiederfängen hin. So sinkt beispielsweise nach dem 21. August die Zahl der Erst- (Abb. 26) , wie auch der Wiederfänge (Abb. 17) in den Bankettfallen beim Schotterabschnitt drastisch ab. Auch in den Ackerfallen gegenüber liegt ab diesem Zeitpunkt die Anzahl der Erst- und Wiederfänge deutlich niedriger als in den Ackerfallen der anderen Wegabschnitte.

Im folgenden soll versucht werden, die Verteilung der Erstfänge in die Bewertung der Trennwirkung des Feldweges einzubeziehen, auch wenn der Aufbau der Fallen speziell auf den Wiederfang zuvor markierter und freigesetzter Carabiden ausgerichtet war.

Weil alle Fallen zum Weg hin offen und nach der anderen Seite abgeschirmt waren, repräsentieren die Bankettfallen (b) vornehmlich die aus dem Feld, sowie die aus dem feldseitigen Wegrain auswandernden Carabiden.

Die Ackerfallen (a) repräsentieren dagegen die im Feldrandbereich vorkommenden, sowie die vom Feldrain in das Feld einwandernden Carabiden, welche ihrerseits bereits den Weg von der Bankettseite her überquert haben können.

Zwischen dem 15.06. und 15.09. wanderten danach im Bereich des nördlichen Feldrandes mehr Carabiden aus den Feldern aus und überquerten den Feldweg, als andererseits in die Felder einwanderten. Besonders kurz nach der Ernte (zwischen 01.08. und 21.08.) war bei allen untersuchten Carabidenarten das Verhältnis von über den Feldweg auswandernden Individuen zu der Anzahl der in den Feldern verbleibenden bzw. in umgekehrter Richtung einwandernden Laufkäfern auffällig groß (b/a >>1). Diese mit Verzögerung eingetretene Erscheinung kommt möglicherweise daher, daß die Hauptwelle der Auswanderer aus den zentraleren Bereichen der beiden Felder erst später im Feldrain eintrifft. Wegen der relativen Trockenheit in diesem Zeitraum überquert nur ein geringer Teil der Auswanderer den Feldweg, der Großteil dagegen verbleibt vorübergehend im Feldrain. Vieleicht hatte sich auch der Großteil der Carabiden im Feld eingegraben, um der Trockenheit zu entgehen. Nach PAUER (1975) liegt die Reaktion flugunfähiger Arten auf ungünstige Bedingungen nicht in der Flucht, sondern sie ziehen sich eher in den Boden zurück.

Am Vorabend der Leerung vom 21.08. wurde ein Teil der Fangbecher durch heftige Niederschläge überschwemmt. Hiervon waren jedoch nicht alleine Fallen im Acker betroffen (diese wurden erst am 01.09. mit Blechabdeckungen versehen), sondern auch viele Bankettfallen. Die außerordentlich ungleiche Verteilung der Erstfänge auf Acker- und Bankettfallen ist deshalb durch das Unwetter nicht zu erklären. Eine viel wahrscheinlichere Ursache hierfür sind die durch Aberntung der Felder sehr ungünstig gewordenen mikroklimatischen Bedingungen, wodurch viele Laufkäfer in dieser Zeit fast ausschließlich aus dem Feld auswanderten und in die Bankettfallen gelangten.

Nach Abklingen der Auswanderungswelle sind deutliche Unterschiede in der Verteilung der Fänge zwischen gemähtem Roggenfeld und gemähtem Gerstenfeld festzustellen. In Höhe des Gerstenfeldes (Rasenstein, Verbundpflaster, Schotter) ist die Zahl der Auswanderer deutlich geringer, als in Höhe des Roggenfeldes (Asphalt, Drainbeton). Dies wird zumindest bei Harpalus rufipes, Poecilus versicolor, P. cupreus, Calathus melanocephalus und Pterostichus melanarius deutlich (Tab. 14) . Hierfür ist mit ziemlicher Sicherheit der hohe Bedeckungsgrad der Ackerunkräuter im gemähten Wintergerstenfeld verantwortlich zu machen, die sich nach der Mahd rasch entwickelten und sich durch Beschattung günstig auf das Mikroklima auswirkten. Auf dem Winterroggenfeld, das nach der Ernte und dem sich anschließenden Bodenumbruch völlig offen lag, entstand erst allmählich durch keimendes Ausfallgetreide eine spärliche Vegetationsdecke.

Ausschließlich im Fangzeitraum direkt nach der Ernte (28.07. bis 01.08.) ist bei Harpalus rufipes, H. aeneus und Pterostichus melanarius im Vergleich zur Verteilung, welche die genannten Arten in den restlichen Fangzeiträumen aufweisen, ein hoher Fanganteil im Acker festzustellen (Abb. 26) . Eine mögliche Erklärung für die auf diesen Zeitraum beschränkte Verteilung ist, daß die genannten Arten das gemähte Feld nur langsam verlassen, weil sie durch die ausgefallenen Getreidekörner ein günstiges Nahrungsangebot vorfinden. Von allen drei Arten ist bekannt, daß sie pflanzliche Kost zu sich nehmen. H. aeneus ernährt sich nach TISCHLER (1965) sogar fast ausschließlich vegetarisch. So wurde H. rufipes nach der Freisetzung vom 29.07. mehrfach dabei beobachtet, wie er im Feldrain liegende Gerstenkörner befraß. Besonders aus den Wiederfängen geht hervor, daß H. rufipes zu dieser Zeit eine Vorliebe für das Gerstenfeld hatte (Abb. 17) . Durch das pflanzliche Nahrungsangebot wird die Aktivitätsdichte der drei Arten im Feldrandbereich vor den Ackerfallen zunächst deutlich erhöht. Danach verlassen auch diese Arten vermehrt das Feld.

In Abbildung 26 wird das Maximum der Aktivitätsdichte fast aller Arten für den Fangzeitraum vom 28.07. bis 01.08. durch die Normierung besonders hervorgehoben, weil er vergleichsweise kurz war. In den sonst recht langen Fangzeiträumen von bis zu 20 Tagen relativieren sich dagegen vorhandene Aktivitätsspitzen über die gesamte Zeit.

 

Home Inhaltsverzeichnis << >>