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Untersuchungen zur Trennwirkung von Feldwegen verschiedener Ausbaustandards auf Feldcarabiden

 

5 Ergebnisse

5.3 Zum Verhalten der Carabiden an den Fallen

Direkt nach der Freisetzung war die Reaktion der Individuen unterschiedlich. Einige rannten sofort los, überquerten den Weg zur Ackerseite oder liefen (Mehrzahl) Kontakt haltend an der Folie entlang, bis sie entweder in einer Ritze oder selbst hinter einem Steinchen von Körpergröße innehielten. Auch nach 30 Minuten verbargen sich noch einige Käfer im Fallenbereich und entzogen sich zumindest vorläufig dem Fang. Andere putzten sich zunächst, ohne die geringste Spur einer Fluchtreaktion erkennen zu lassen. Sie liefen anschließend entweder gemächlich los oder entschieden sich zu einem Blitzstart. Eine bevorzugte Richtung gab es dabei nicht.

Etwa 60-70% der freigesetzten Individuen orientierten sich thigmotaktisch an der Leitfolie, während die restlichen mehr oder weniger nach der Wegmitte orientiert waren bzw. zu einer Überquerung ansetzten. Etwa 25% der Individuen dieser Gruppe kehrten jedoch kurz darauf wieder zur Bankettseite zurück. Die meisten trafen dann wieder auf ein Leitelement.

Carabiden, die auf das Leitelement trafen, gaben den Berührungskontakt in den wenigsten Fällen wieder auf und liefen dann meist konsequent in der gleichen Richtung weiter. Einige versuchten das Hindernis zu überwinden und liefen dann an der Folie hin und her, um eine vermeintlich günstige Stelle hierfür zu finden.

Besonders im Hochsommer hatte das für einige Laufkäfer fatale Konsequenzen: Die nach Süden gerichtete fängige Seite der Fallen war ständig der Sonneneinstrahlung ausgesetzt. Die damit verbundene starke Aufheizung des Wegbelags und der zur Beschwerung der Folie verwendeten Erde machte die Carabiden sehr hektisch und ließ sie häufig die Richtung wechseln oder ständig den hoffnungslosen Versuch unternehmen, die Folie zu erklettern. Gelangte das am Leitelement befindliche Tier nicht innerhalb weniger Minuten in einen der Fangbecher, so starb es an Überhitzung.

Von den untersuchten Arten Pterostichus melanarius, Poecilus versicolor, Harpalus rufipes und Calathus fuscipes schien sich letztere etwas häufiger zur anderen Wegseite hin zu orientieren.

Der Rand des Fangbechers wurde lediglich in einem Fall als Gefahr erkannt. Ein Pterostichus melanarius "riskierte einen Blick in den Abgrund des Plastikbehälters", indem er sich mit den Krallen seines linken Hinterfußes an dessen Rand festhakte, sich daraufhin wieder hochzog und - immer mit wenigstens einer Tarsalkralle gesichert - auf dem Fallenrand um den Becher herumspazierte. Dieses Exemplar befand sich jedoch schon bei Erreichen des Becherrandes in einer Orientierungsphase und suchte nach einer Verbergemöglichkeit. Ansonsten waren bei den untersuchten Arten keine auffälligen Unterschiede im Verhalten zu erkennen. In keinem Fall gelang es einem der Carabiden, ein Leitelement zu überwinden.

Die Versuche mit in höherer Anzahl an der Leitfolie freigesetzten Carabiden ergab die folgende quantitative Verteilung (Tab. 18).

Tab. 18:  Abhängigkeit der Fangrate vom jeweiligen Fallenumfeld.

Die Carabiden wurden 30 min nach ihrer Freisetzung direkt an der Leitfolie zwischen Mittelbecher und rechtem Außenbecher wie angegeben in den Fangbechern vorgefunden. Der obere Tabellenteil (hellgrün) enthält die Anzahl der freigesetzten und danach in die Fallen geratenen Versuchstiere, der untere Teil (dunkelgrün) gibt alle Zahlen als Prozentwerte wieder.

Abk.:
frei = Anzahl der an der Folie freigesetzten Carabiden
li = Fangzahl im linken Außenbecher
mi = Fangzahl im mittleren Fangbecher
re = Fangzahl im rechten Außenbecher
ges = gesamte Fänge pro Falle
MW = Mittelwert der Fangrate

H. rufipes Cal. fuscipes Poe. versicolor Pt. melanarius MW
frei li mi re ges frei li mi re ges frei li mi re ges frei li mi re ges
Rasenstein (3) 83 2 3 7 12 83 0 0 2 2 83 0 0 6 6
Verbundpflaster (4) 173 5 44 50 99 151 4 30 47 81 173 5 18 34 57 93 3 15 26 44
Schotter (5) 83 0 4 7 11 83 0 1 10 11 83 0 2 9 11
Rasenstein (3) 100 2 4 8 14 100 0 0 2 2 100 0 0 7 7 8
Verbundpflaster (4) 100 3 25 29 57 100 3 20 31 54 100 3 10 20 33 100 3 16 28 47 48
Schotter (5) 100 0 5 8 13 100 0 1 12 13 100 0 2 11 13 13

 

Die Abhängigkeit der Fangrate (Tab. 18, unterer Tabellenteil) vom Fallenumfeld ist beträchtlich. Die höchste Fangrate erreichte die Falle am Verbundpflaster mit durchschnittlich 48%; es folgen Schotterauflage mit 13% und Rasenstein mit 8%.

Der sehr geringe Fangwert von Cal. fuscipes am Rasenstein (2%) deckt sich mit der beobachteten Häufigkeit an Wegüberquerungen zur Ackerseite während dieser Verhaltensbeobachtung.

 

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