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Untersuchungen zur Trennwirkung von Feldwegen verschiedener Ausbaustandards auf Feldcarabiden

 

5 Ergebnisse

5.2 Mobilitätsdiagramme

 

Zum Verständnis der Mobilitätsdiagramme:

Ein Punkt innerhalb einer Laufstrecke bedeutet, daß der entsprechende Carabide hier für 15 bis 60 Sekunden innehielt, aber anschließend weiterlief. Ein Punkt am Ende einer Laufstrecke bedeutet, daß der entsprechende Carabide eine Minute verharrte. Er wurde nicht weiter verfolgt und entweder freigelassen oder für einen späteren Lauf wieder in die Transportbehältnisse zurückgesetzt.

Der linken Seite jeder Abbildung entspricht der südliche Feldwegrand (Feldseite), der rechten Seite der nördliche Rand (Bankettseite).

 

Mobilitätsdiagramme

 

Mobilitätsdiagramme von Carabus nemoralis während der Nacht:

Nach dem Herauslaufen aus dem Plexiglasrohr bogen die meisten Laufkäfer sofort zum nächsten Wegrand ab. Etwa ein Drittel der Carabiden lief nur sehr widerwillig durch die Röhre. Hier mußte das Rohr steiler gehalten werden als vorgesehen. Die entsprechenden Versuchstiere orientierten sich fast ausnahmslos neu, nachdem sie die Röhre durchlaufen hatten (kurze Orientierungsphase). Anschließend erfolgte häufig ein Blitzstart.

Den Asphalt (s. Abb. 29) überquerten 10 Exemplare (19%). Demgegenüber standen 39 Direktorientierungen zum nächsten Wegrand (75%). Drei Exemplare orientierten sich nur indirekt zum Wegrand oder liefen ein gutes Stück in Wegrichtung.

Der Drainbeton (s. Abb. 30) wurde von 8 Exemplaren überquert (15%). Direktorientierungen zur nächsten Wegseite gab es in 40 Fällen (77%). Vier Exemplare orientierten sich nur indirekt zum Wegrand oder liefen ein gutes Stück in Wegrichtung.

Am Rasenstein (s. Abb. 31) bietet sich ein völlig anderes Bild. Die Carabus nemoralis liefen nur wenige Zentimeter bis Dezimeter und verbargen sich dann in einer Spalte zwischen zwei Rasensteinen oder in einem Grasbüschel. Sie liefen insgesamt langsamer und orientierten sich dabei ständig neu. Nur zwei von 36 Carabus liefen bis zum nächsten Wegrand. Alle anderen verharrten in der Deckung, die sie gefunden hatten. Sie wurden, nachdem sie sich für eine Minute nicht bewegt hatten, wieder aufgenommen.

Die Verbundpflaster-Variante (s. Abb. 32) überquerten 17 Exemplare (33%). Die Verteilung der Überquerer auf die beiden Wegseiten ist jedoch auffallend asymetrisch. 13 Überquerungen gehen vom linken Freilassungspunkt aus. Dabei schwenkten alle Käfer spätestens gegen Ende der Überquerungsphase auf eine nordöstliche Richtung ein. Direktorientierungen zum nächsten Wegrand kamen 29 mal vor (56%).

Spontanorientierungen zum nächsten Wegrand kamen am Schotterweg (s. Abb. 33) 28 mal vor (54%). Der schütter bewachsene Zwischenstreifen übte eine deutliche Attraktivität auf C. nemoralis aus. Sechs von 12 Überquerungen (23%) endeten hier, zweimal wurde noch eine Pause eingelegt. Mehrfach bewirkte der Vegetationsstreifen eine Richtungsänderung des Laufkäfers. In ihm bewegten sich die Carabiden deutlich langsamer als außerhalb, auch die Laufstrecken waren kurvenreicher.

Daß C. nemoralis vom Licht der fluoreszierenden Substanz gestört wurde, konnte nicht beobachtet werden.

Zur Beantwortung der Frage, ob die Mondstellung die Laufrichtung der Käfer beeinflußt, wurden zunächst die Laufstrecken des Asphalt-, Drainbeton und Verbundpflaster-Abschnitts aus jeder Nacht übereinanderkopiert und die mondlose Nacht mit der Mondschein-Nacht verglichen. Es war aber kein verändertes Laufverhalten festzustellen.

 

Mobilitätsdiagramme von Poecilus versicolor während eines heißen Sommernachmittags:

P. versicolor zeigt tagsüber eine hohe Neigung zur Wegüberquerung. Während der heißen Tageszeit überquerten an den deckungsfreien Wegabschnitten Asphalt (s. Abb. 34), Drainbeton (s. Abb. 35) und Verbundpflaster (s. Abb. 37) insgesamt 47% der Versuchstiere den Weg (Berechnung ohne die gepunkteten Laufstrecken der Abbildungen 34 und 35). Zur Oberflächentemperatur der Wegbeläge gibt Tabelle 2 Auskunft. Die Verteilung auf beide Wegseiten ist bei diesen Überquerern (Abb. 34, 35 u. 37) auffallend asymmetrisch: Zwei Drittel (14 Exemplare) überquerten von der Süd- zur Nordseite, also von der Sonne weg, nur ein Drittel (7 Exemplare) von der Nord- zur Südseite, der Sonne entgegen. Auf der Südseite dieser drei Wegabschnitte orientierten sich nur sechs der Versuchstiere direkt zum nahen Wegrand, auf der Nordseite waren es dagegen 15. Die Laufstrecken verlaufen überwiegend quer zur Wegrichtung. Diagonalen kammen kaum vor.

Am Rasenstein (s. Abb. 36) nutzten die Laufkäfer die sich bietenden Deckungsmöglichkeiten aus. Die Versuchstiere bewegten sich jedoch, nachdem sie Deckung gefunden hatten, nicht so bald von der Stelle weg. Das einzige den Weg zügig überquerende Exemplar verharrte, nachdem es die Plexiglasröhre durchlaufen hatte, etwa 15 Sekunden bewegungslos auf der Stelle. Dann rannte es in die nächste Spalte und folgte dem Spaltensystem bis fast zur gegenüberliegenden Seite. Auf dem Rest des Weges nutzte der Carabide die Deckung der Grasbüschel in den Rasensteinen. Die Überquerung des Weges dauerte nur zwei Minuten.

Auf dem Schotterweg (s. Abb. 38) ist keine bevorzugte Laufrichtung zu erkennen. Der Zwischenstreifen besitzt offensichtlich eine hohe Attraktivität - nur eins von sechs Versuchsexemplaren durchquerte ihn einigermaßen zügig.

 

Mobilitätsdiagramme von Poecilus versicolor an einem mäßig warmen Sommerabend:

Am Rasenstein (s. Abb. 41) begab sich P. versicolor sofort in die vorhandene Deckung. Am Schotterweg (s. Abb. 43) herrschte eine Präferenz für die Nordseite vor. Im schütter bewachsenen Mittelstreifen unterbrachen die Käfer ihren Lauf und verlangsamten ihre Geschwindigkeit deutlich. Die Überquerungsrate an den drei deckungsfreien Wegabschnitten Asphalt (s. Abb. 39), Drainbeton (s. Abb. 40) und Verbundpflaster (s. Abb. 42) liegt bei 19% (9 von 48 Läufen). Auch hier (bes. Verbundpflaster) verharrten einige Exemplare bewegungslos auf der Stelle. Dabei reichte in einem Fall ein körpergroßes Steinchen aus, damit sich der Carabide in Deckung wähnte.

Laufrichtungen diagonal und längs der Wegrichtung sind abends (Abbildungen 39 bis 43) häufiger als bei den Versuchen am heißen Nachmittag (Abbildungen 34 bis 38) - besonders bei Hinzunahme der gepunkteten Laufstrecken vom Asphalt- und Drainbeton-Abschnitt in den Abbildungen 34 und 35, die erst am Ende des Nachmittagsversuches bei bedecktem Himmel (aufziehende Gewitterwolken) durchgeführt wurden.

 


Die unterschiedliche Verberge-Orientierung der Carabiden in den Mobilitätsdiagrammen faßt Tabelle 17 zusammen: Die Anzahl der kurzen Laufstrecken zum nächstgelegenen Wegrand (direkt) wird verglichen mit der Anzahl der Überquerungen und sonstigen Laufstrecken, die nicht direkt zum nächstgelegenen Wegrand führen (nicht direkt). Der Anteil der Direktorientierungen an der Zahl der Laufstrecken (direkt / (direkt + nicht direkt) * 100) in Prozent (Rate) kann als Maß gelten für die Barrierewirkung der Wegabschnitte. Je höher die Rate (der Direktüberquerungen) desto höher die Barrierewirkung.

Danach nimmt die Barrierewirkung der fünf Wegabschnitte in der Reihenfolge 1. Drainbeton, 2. Asphalt, 3. Schotter, 4. Verbundpflaster und 5. Rasenstein ab. Die Barrierewirkung des Feldweges ist für Carabus nemoralis höher als für Poecilus cupreus.

Insgesamt zeigt Poe. versicolor am Tage eine geringere Verberge-Orientierung (Mittelw. 56% bzw. 61%) als C. nemoralis in der Nacht (Mittelw. 70%, s. untere Zeile in Tab. 17).

Tab. 17:  Zusammenfassung der Mobilitätsdiagramme:

Rate = (direkt / (direkt + nicht direkt) * 100). Erklärung im Text.

Wegabschnitt C. nemoralis
(Laufstrecken nachts)
Poe. versicolor Gesamt (alle Laufstrecken)
Laufstrecken
heiß, sonnig
Laufstrecken abends
direkt nicht direkt direkt nicht direkt direkt nicht direkt Summe direkt Summe nicht direkt Rate
Rate 70% 56% 61%
Asphalt 38 14 5 5 18 12 61 31 66%
Drainbeton 40 12 9 6 18 8 67 26 72%
Verbundpflaster 32 20 8 7 10 6 50 33 60%
Schotter 20 17 12 8 8 8 55 33 63%

 

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