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Untersuchungen zur Trennwirkung von Feldwegen verschiedener Ausbaustandards auf Feldcarabiden

 

5 Ergebnisse

5.1 Markierung und Wiederfang

5.1.3 Erstfänge

5.1.3.3 Phänologie und Habitatbindung

Eine Übersicht der räumlichen Verteilung der Erstfänge über den Zeitraum vom 15.06. bis 15.09.1992 zeigt Abbildung 26 , die sich auf Tabelle 14 bezieht. Zusätzlich zur Normierung der Fangzahlen von Wegabschnitt 4 (jederseits nur 3 Lebendfallen) wurden die Fänge eines jeden Fangzeitraums für die Grafik auf einen 12-tägigen Fangzeitraum normiert.

Ein deutliches Aktivitätsmaximum fällt bei H. rufipes, Poe. versicolor, Poe. cupreus und Cal. melanocephalus in den Fangzeitraum vom 28.07. bis 01.08., der direkt nach der Ernte der Getreidefelder liegt. Die Landwirte führten diese in der Zeit vom 24.07. bis zum 26.07. durch.

Die Verteilung der Erstfänge auf Acker- und Bankettfallen im Laufe der Untersuchungsperiode folgt bei den ausgewerteten zehn Arten mehr oder weniger gut unterscheidbaren Mustern.

Arten, die während des Untersuchungszeitraums überwiegend in den Fallen der Ackerseite gefangen werden:
In diese Gruppe gehört als einzige Art Poecilus lepidus, für die dies während der ersten vier Fangzeiträume (Mitte Juni bis Ende Juli) zutrifft.

Arten, die während des Untersuchungszeitraums überwiegend in den Fallen der Bankettseite gefangen werden:
In diese Gruppe gehört wiederum nur eine Art, nämlich Harpalus aeneus, für den dies während des gesamten Zeitraums zutrifft, mit Ausnahme des Fangzeitraums vom 28.07. bis 01.08., also direkt nach der Ernte (s. hierzu weiter unten).

Arten, die während des Untersuchungszeitraums von einem Fangschwerpunkt auf der Ackerseite zu einem Fangschwerpunkt auf der Bankettseite wechseln:
Zu dieser Gruppe zählt nur Poe. versicolor, der während des ersten Fangzeitraums (15.06. - 01.07.) wesentlich häufiger in den Ackerfallen findet als in den Bankettfallen. Im Spätsommer hingegen wird diese Art um ein mehrfaches häufiger in den Bankettfallen angetroffen als in den Ackerfallen.

Arten, die zunächst keine auffällige Vorliebe für eine bestimmte Seite zeigen, dann aber im Laufe der Untersuchung eine solche für die Bankettseite ausbilden:
Zu dieser Gruppe zählen Calathus melanocephalus, die Fänge der Gattung Amara und zumindest tendenziell auch Pterostichus melanarius.

Arten, die ein auffälliges Verteilungsmuster direkt nach der Ernte zeigen:
Hierher gehören H. rufipes, Cal. fuscipes und Pterostichus melanarius.
H. rufipes wird bis zur Leerung am 23.07. an allen Wegabschnitten gleichermaßen in den Acker- und Bankettfallen gefangen. Nach der Ernte beider Felder, im kurzen Fangzeitraum vom 28.07. bis 01.08., wird die Art, besonders an Verbundpflaster und Schotter (Gerstenfeld), häufiger in den Ackerfallen gefangen. Cal. fuscipes wird bis zum 23.07. überwiegend in den Bankettfallen gefangen. Direkt nach der Ernte findet auch er sich vorwiegend in den Ackerfallen. Das Verteilungsmuster ist bei den drei Wegabschnitten in Höhe des Gerstenfeldes (Rasenstein, Verbundpflaster, Schotter) häufig anders als bei den beiden in Höhe des Roggenfeldes gelegenen Wegabschnitten Asphalt und Drainbeton. Manchmal sind die Verteilungsmuster sogar spiegelbildlich zueinander, so z. B. bei H. rufipes im Fangzeitraum vom 21.08. bis 07.09. und bei Cal. fuscipes vom 07.09. bis 15.09.


Zuletzt sei noch auf ein Phänomen hingewiesen, das alle Arten gleichermaßen betrifft: Nach der Leerung vom 21.08. (letzte beiden Fangzeiträume) werden auf der Bankettseite der Schottervariante kaum noch Carabiden gefangen. Zur Erinnerung: Bei der Analyse der Wiederfänge zeigte sich das gleiche Bild.


Das Erscheinen der neuen Käfergeneration läßt sich z.B. bei H. rufipes auf den Zeitraum zwischen Mitte Juli und Anfang August eingrenzen. Zu dieser Zeit war bei H. rufipes sowie bei Cal. fuscipes die Kutikula auffallend vieler Individuen noch hauchdünn. Die neue Generation von Poe. versicolor und Cal. melanocephalus erscheint zu Beginn des Septembers. Die Populationsentwicklung der zehn Arten wird in Abbildung 27 als Anteil an der Gesamtpopulation dieser Arten dargestellt.

Abb. 27:  Aktivitätsdichten der 10 Arten im Zeitverlauf.

Die Grafik zeigt den Anteil der Arten an den gesamten Erstfängen am Weg für jeden Fangzeitraum, wie in Tab. 14 angegeben. In diese Graphik wurden jedoch auch die Fangzeiträume vor dem 15.06. mit einbezogen.

Aktivitätsdichten der 10 Arten im Zeitverlauf.


Was die Wiederfänge betrifft, können die in den zusammenfassenden Darstellungen von Abbildung 18 und Tabelle 13 gezeigten Taxa zwei unterschiedlichen Gruppen zugeordnet werden:

zum einen Arten, die an allen Wegabschnitten überwiegend in den Bankettfallen gefangen wurden (Harpalus aeneus, Calathus fuscipes, Cal. melanocephalus, Poecilus versicolor, Harpalus rufipes und Amara spec.) sowie andererseits die Arten, die entweder vorwiegend in den Ackerfallen vorkamen oder gleichermaßen in beiden Fallengruppen auftraten (Poecilus lepidus, Pterostichus melanarius, Carabus nemoralis, Poecilus cupreus).

Das Fangzahlen-Verhältnis zwischen Acker- und Bankettfallen (a/b) kann als ein relatives Maß der Arten für ihre Habitatbindung an das Feld oder den Feldrandbereich gelten.

Im gesamten Untersuchungszeitraum zwischen 24.04. und 15.09. wurden deutlich mehr Carabiden in den Bankettfallen als in den Ackerfallen gefangen Tabelle 15 . Die Fänge vor dem 15.06. sind jedoch stark unterrepräsentiert, weil die Fallen noch nicht ausgebaut waren. Unter Angabe des Fangzahlen-Verhältnisses a/b kann jedoch unabhängig von der Ausbaustufe der Fallen ein Vergleich der beiden Fangzeiträume vor bzw. nach Fertigstellung der Fallen (15.06.) erfolgen. Eine detaillierte Darstellung für jeden Wegabschnitt zeigt Abbildung 28. Große Werte a/b bedeuten demzufolge eine hohe Bindung der Art zum Feld bzw. zum Feldrain oder bedeuten nichts anderes, als daß nur wenig Carabiden in den Bankettfallen gefangen wurden. Kleine Werte bedeuten dagegen eine geringe Bindung der Art an das Feld oder zeigen, daß die Aktivitätsdichte bei den Bankettfallen sehr hoch ist.

Abb. 28:  Darstellung des Fangzahlen-Verhältnisses a/b (Acker-/Bankettfallen) an jedem Wegabschnitt für den Zeitraum vom 24.04. bis 15.06. (grün - während der Fruchtreife) und den Zeitraum danach (gelb - Reifung, Ernte, Brache).

Fangzahlenverhältnisse a/b kleiner als eins sind in einem blasseren Farbton dargestellt und bedeuten, dass mehr Erstfänge in den Bankettfallen als in den Ackerfallen gefangen wurden.

detaillierte Darstellung des Fangzahlen-Verhältnisses a/b



Von Versuchsbeginn bis zum 15. Juni zeigten mit Ausnahme von Calathus fuscipes und Cal. melanocephalus alle Arten eine höhere Bindung an die Felder südlich des Feldweges, als im ausgewerteten Zeitraum vom 15.06. bis 15.09.

Poecilus lepidus bevorzugte während der gesamten Untersuchungsdauer stets die Ackerfläche, wohingegen Harpalus aeneus sie stets mied.

 

Erstfänge der Sternfallen:

Die Menge der in den Sternfallen gefangenen Laufkäfer (Tab. 16) entsprach nicht den Erwartungen, dass sie einen beträchtlichen Anteil der Fänge für die Markierung bereitstelle. Die Verteilung der Carabiden auf die vier Standorte gibt aber wichtige Informationen über Habitatpräferenzen der untersuchten Arten.

Fast alle Arten sind in der Futterwiese am häufigsten vertreten. Die im Bereich des Weges häufigste Art Poe. versicolor wurde viel weniger im Feld, als in Futterwiese und Schafweide gefangen.

Nennenswerte Fänge von Poe. cupreus waren in keiner der vier Sternfallen zu verzeichnen. Dagegen wurde Poe. lepidus vergleichsweise häufig in der Feldmitte gefangen, wenn man die Fangzahlen der Sternfallen mit denen der Fallen am Weg vergleicht. Sein Verbreitungsschwerpunkt lag jedoch ebenfalls in der Futterwiese.

H. rufipes bevorzugte das mit Ackerunkräutern bestandene Gerstenfeld, war aber fast genauso häufig in der Futterwiese anzuftreffen.

Carabus nemoralis wurde mit zunehmender Entfernung von der Futterwiese (Waldrandbereich) immer seltener gefangen. Dies bestätigen die Fänge der Acker- und Bankettfallen noch deutlicher.

Erwähnenswert ist auch das räumlich und zeitlich sehr begrenzte Vorkommen von Harpalus signaticornis (Tab. 16). Beim Vergleich der Sternfallen, war die Art im Frühsommer ausnahmslos in der heranreifenden Wintergerste (St 3) zu finden. Bei den Fallen am Weg zeigte sich das gleiche Bild: H. signaticornis war praktisch ausschliesslichden in den Ackerfallen im Randbereich des Wintergerstenfeldes (nur bei Rasenstein und Verbundpflaster) zu finden (s. Tab. 13, letzte Spalte ).

 

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