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Untersuchungen zur Trennwirkung von Feldwegen verschiedener Ausbaustandards auf Feldcarabiden

 

2 Standortfaktoren

2.1 Untersuchungsgebiet

Das Untersuchungsgebiet befindet sich im Übergangsbereich zwischen der südlichen Mainebene und dem westlich von Eppertshausen gelegenen Messeler Rotliegendplateau, eines Ausläufers des Bergsträßer Odenwaldes. Das Gelände liegt hier 140 m über NN. Der Boden ist großenteils eine Braunerde aus lehmigem Sand, entstanden aus Flugsand und verlagertem Löß. Pliozäne Tonablagerungen reichen z. T. bis dicht unter die Erdoberfläche. Das Oberflächenrelief der Tonschicht ist geprägt durch Erosion während des mittleren Diluviums. In den Rinnen dieses Systems fließen Niederschläge von höher gelegenen Stellen rasch ab. Dies führt zu ausgeprägten jahreszeitlichen Schwankungen im Wasserhaushalt. Im Frühjahr steht das Stauwasser in Mulden bis über die Erdoberfläche. Im Sommer dagegen kann die oberste Schicht wegen der Abschottung zum Grundwasser sehr trocken werden. Dies führte zur Besiedlung durch vorwiegend wechselfeuchte Wiesenstauden und einige ausgesprochen hydrophile Arten. So werden vielfach Staubereiche des Oberflächenwassers durch Vegetationslinien angezeigt. Diese Situation beeinflußt die Zusammensetzung der Fauna.

Die Untersuchungen wurden an einem Feldweg in der Gemarkung Eppertshausen, ca. 20 km östl. von Darmstadt durchgeführt, der auf einer Strecke von ca. 230 m in fünf verschiedenen Ausbautypen (jeweils etwa 45 m lang) vorliegt. Der drei Meter breite Weg diente ursprünglich Messungen zur Versickerungsgeschwindigkeit des Oberflächenwassers. Er verläuft fast genau in Ost-West-Richtung von der B 45 zum Gelände eines Kleingartenvereins.

An seiner Südseite befanden sich während des Untersuchungszeitraums von Mai bis September 1992 zwei Getreidefelder: ein Winterroggen-Feld von Osten beginnend etwa 100 m längs des Weges, direkt daran anschließend auf 125 m Länge ein Feld mit Wintergerste. Dieses endete im Westen an einer einschürigen Futterwiese, die in früheren Jahren Schafweide war.

An der Nordseite des Weges befand sich eine Schafweide, die auf der westlichen Hälfte zu Beginn der Untersuchung umgepflügt wurde. Im Verlauf der folgenden Wochen entstand hier eine Ruderalfläche mit einer kleinräumig strukturierten Vegetationsgemeinschaft. Diese begrenzte nach Westen ein von der Versuchsstrecke abzweigender Schotterweg. Jenseits davon schloß sich das Kleingartengelände an.

Etwa 200 m weiter westlich schließt ein Relikt-Auenwald mit natürlichem Eichenbestand das offene Gelände ab. Südlich des Weges in ca. 100 m Entfernung beginnt ein Fichtenbestand. An dessen Waldrand fließt der Langwiesenbach etwa nach WSW ab. Er ist in ein umfangreiches Entwässerungssystem einbezogen und liegt mit seinem vertieften Bett etwa 1,5 m unter dem Geländeniveau.

Zu beiden Seiten des untersuchten Weges befand sich ein schmaler Rain von 20 bis 100 cm Breite. An der nördlichen Seite bis zum Kleingartengelände bildete zusätzlich eine zweijährige Feldholzpflanzung von drei Meter Breite den Übergang zur Schafweide sowie der Ruderalfläche. Eine Übersicht bieten Abb. 1 (117 KB) und Abb. 7 .

 

2.2 Wetterdaten

Um eine Beeinflussung der Fangergebnisse durch das Wetter berücksichtigen zu können, wurden direkt vor Ort Wetterdaten aufgezeichnet. Hierzu wurde ein Wetterhäuschen mit Thermo-Hygrographen am Eingang des Kleingartengeländes aufgestellt. Die Aufzeichnung der Temperatur- und Luftfeuchteverhältnisse erfolgte während des gesamten Versuchszeitraums. Zusätzlich wurde bei jeder Freilassung von markierten Carabiden die Lufttemperatur der bodennahen Luftschicht in 1 cm Höhe über jedem der fünf Wegbeläge mittels eines elektronischen Thermometers gemessen. Niederschlagsmessungen konnten nicht durchgeführt werden, da mir die nötigen täglichen Kontrollen aus zeitlichen Gründen nicht möglich waren (Entfernung vom Wohnort).

Das Jahr 1992 zeichnete sich im Gebiet durch gemäßigte Feuchtigkeitsverhältnisse aus. Eine mehrwöchige Trockenperiode, wie in den beiden vorangegangenen Jahren, blieb in der Region aus.

Tabelle 1 zeigt die während der Freilassungen (linke Spalte) vorherrschenden Temperaturen und Feuchtigkeitswerte der bodennahen Luftschicht, gemessen 1 cm über der jeweiligen Wegbelag-Oberfläche.

Tab. 1:  Temperatur- und Feuchtigkeitsverhältnisse der bodennahen Luftschicht über den Wegbelägen
Datum T1 T2 T3 T4 T5
Mittelwert 28,8 27,1 26,6 27,8 27,9
15.06. 34,1 33,2 31,1 34,6 31,9
06.07. 21,5 19,1 20,1 19,4 19,9
29.07. 33,0 32,2 32,0 33,7 36,2
17.08. 31,6 30,1 28,8 27,9 28,9
01.09. 19,5 17,4 19,7 19,8 19,9
10.09. 33,2 30,3 27,8 31,5 30,7
F1 F2 F3 F4 F5
47,7 53,3 69,8 54,5 70,5
28 31 77 32 52
61 77 88 82 87
22 24 26 23 27
45 53 73 54 84
95 95 95 95 95
35 40 60 41 78
Die Messungen erfolgten während der Freilassungen am späten Nachmittag.
Abk.:  T1 bis T5 = Lufttemperatur der Grenzschicht 1 cm über dem Oberflächenbelag der betreffenden Wegvariante 1 bis 5 (s. Abb. 7) in [° C].
F1 bis F5 = entsprechende Werte für die rel. Luftfeuchte in [%].

Am 19.08. wurden einmalig - und zwar im Rahmen der Erstellung von Mobilitätsdiagrammen für Poecilus versicolor - Messungen der Oberflächentemperaturen der fünf Wegbeläge und angrenzender Habitate durchgeführt (Tab. 2). Die Messung erfaßte die oberen 8 mm des Boden- bzw. Wegsubstrats. Ein Stabthermometer (Abweichung 0,2° C) wurde für 15 min um den entsprechenden Betrag in das Substrat eingesenkt. Die Kontaktstellen zum umgebenden Substrat mußten so geschaffen sein, daß die Wärmeleitung während des Messvorgangs ausreichend war. Hierzu wurden in den Asphalt und den Drainbeton vorher entsprechende Löcher gebohrt. Beim Rasenstein erfolgte die Temperaturmessung an der Oberkante einer Fuge. Ebenso beim Verbundpflaster. Für die Messung in der Schotterauflage (Variante 5) wurden die Gesteinssplitter dicht um die Meßstelle des Thermometers herum aufgeschichtet. Die Messung erstreckte sich über etwa 75 min im Zeitraum zwischen 15:00 und 16:30 Uhr MESZ.

Tab. 2:  Temperaturen der Bodenoberfläche.
MeßstelleTemperatur [° C]
gemähtes und gepflügtes Roggenfeld41,0
Stoppelacker beim Rasensteinabschnitt (vormals Gerstenfeld)a) sonnenexponiert30,5
b) von Ackerunkräutern beschattet26,5
im 40 cm hohen Gras des Ackerfeldrains22,5
Asphalt (1)47,5
Drainbeton (2)42,5
Rasenstein (3)35,0
Verbundpflaster (4)44,0
Schotter (5)37,0
Messung am 19.08.1992 in der Zeit zwischen 15:00 und 16:30 Uhr.

Die folgenden Diagramme (Abb.2) vermitteln einen Überblick zu den Witterungsverhältnissen vor Ort.

 

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