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Untersuchungen zur Trennwirkung von Feldwegen verschiedener Ausbaustandards auf Feldcarabiden

 

1 Einleitung

Laufkäfer (Col., Carabidae) spielen als Prädatoren eine wichtige Rolle im Ackerbau. Sie nutzen ebenso wie Spinnen (Aranea) und viele Kurzflügelkäfer (Col. Staphylinidae) ein breites Beutespektrum und können sich daher weitgehend unabhängig von den Populationen einzelner Beutearten entwickeln (BASEDOW et al. 1976). Carabiden sind hervorragende Läufer und als epigäische Arthropoden in jeder Hinsicht an das Leben auf der Erdoberfläche angepaßt. Viele Arten haben (im Gegensatz zu den Kurzflügelkäfern) ihre Flugfähigkeit verloren oder machen selten davon Gebrauch. Andererseits sind Ortsveränderungen ein notwendiges Element bei der Nahrungs- und Partnersuche, der Flucht vor Feinden, aber auch der Populationsentwicklung und Ausbreitung (Dispersionsverhalten).

Straßen und Wege stellen lineare Strukturen dar, die wegen fehlender Vegetation von vielen epigäischen Arthropoden nur schwer überwunden werden können. Dies kann zu einer Aufspaltung und Isolierung bisher zusammenhängender Lebensräume und zugehöriger Populationen führen (Verinselung). Je höher der Isolationsgrad und je kleiner die Fläche voneinander getrennter Inselareale, desto geringer ist die Chance einer Zuwanderung und Kolonisation, desto größer ist andererseits die Wahrscheinlichkeit des Aussterbens einer Art innerhalb der isolierten Fläche. Daraus folgt, daß mit zunehmender Reduktion zusammenhängender Flächen und zunehmender Isolation der Restflächen gegeneinander ein Artenverlust einhergehen kann.

Die Barrierewirkung von Straßen auf Arthropoden der Waldbiozönose ist nach MADER (1979) sehr umfassend. Ob diese Aussage auch für Feldwege gilt, wurde u.a. diskutiert von KAULE (1983), HEIDT et al. (1986), MADER et al. (1988), WELLING (1990). Der linienscharfe Mikroklimasprung im Übergangsbereich des Saumbiotops zur Straße bzw. zum Feld­weg ist dabei als wichtigstes Ausbreitungshindernis anzusehen (GEIGER 1961, PAUER 1975 und MADER/PAURITSCH 1981). Nutzarthropoden, die nach Untersuchungen von DESCENDER (1982), SOTHERTON (1985), WELLING (1990), TIMMERMANN (1991) u.a. aus angrenzenden Habitaten in Kulturflächen einwandern, könnten durch die Barrierewirkung von Feldwegen an einer ausreichenden Besiedlung der Felder gehindert werden. Zudem könnte der Ausbaustandard eines Wirtschaftsweges großen Einfluß auf dessen Trennwirkung für Bodenarthropoden haben.

Über die Auswirkungen der Wegestruktur auf die Tier- und Pflanzenwelt, über Behinderung oder mögliche Förderung von Bewegung und Raumerschließung, liegen erst wenige Kennt­nisse vor. Ziel der vorliegenden Arbeit war es daher, hierzu einen experimentellen Beitrag zu leisten.

Im Raum Darmstadt wurde ein Feldweg untersucht, bei dem für Versuche zur Versickerungsgeschwindigkeit von Regenwasser auf kurzer Strecke fünf verschiedene AusbauVarianten linear hintereinander angelegt worden waren. Es bot sich somit die Möglichkeit, auf engstem Raum Untersuchungen durchzuführen, die bislang allenfalls durch einen Vergleich verschiedener Wegetypen an unterschiedlichen Standorten ermöglicht wurden. Unterschiedliche mikroklimatische, edaphische und sonstige Bedingungen im Umfeld der einzelnen Ausbautypen sollten daher gering sein.

Es wurde mit der Markierungs-Wiederfang-Methode gearbeitet. Als Arbeitshypothese diente die Annahme, daß der Feldweg insgesamt eine Trennwirkung hat und zudem stark befestigte Wegevarianten (Schwarzdecke, Beton) die höchste, schwach befestigte (z.B. Schotterauflage) die geringste Trennwirkung zeigen. Die Carabiden wurden stellvertretend für die Untersuchung an epigäischen Arthropoden ausgewählt, weil viele Arten als wichtige Nützlinge im Ackerbau gelten und weil die Laufkäfer aufgrund ihrer starken Bindung an die Erdoberfläche von Grenzstrukturen besonders betroffen sind.

Die vorliegende Untersuchung wurde mit Unterstützung des Amtes für Regionalentwicklung, Landschaftspflege und Landwirtschaft Darmstadt in der Zeit vom 15.04.1992 bis 10.09.1993 erstellt.

 

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