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Untersuchungen zur Trennwirkung von Feldwegen verschiedener Ausbaustandards auf Feldcarabiden

 

5 Ergebnisse

5.1 Markierung und Wiederfang

5.1.2 Wiederfänge

5.1.2.2 Das zeitlich-räumliche Verteilungsmuster der Wiederfänge

Die Änderung des räumlichen Verteilungsmusters der Wiederfänge im Laufe der Versuchsperiode soll im folgenden untersucht werden. Die Betrachtung beschränkt sich auf alle Wiederfänge der neun am häufigsten wiedergefangenen Carabidenarten im Zeitraum zwischen 06.07. bis 15.09.1992 (818 Individuen). Tabelle 10a zeigt die Wiederfänge während der ersten Tage nach einer Freilassung. Tabelle 10b enthält die "Nachzügler", die etwa zwischen dem 4. und 20. Tag nach einer Freisetzung in die Fallen gelangten. Durch die getrennte Darstellung von zeitnah zu den Freilassungen wiedergefangenen Tieren und "Nachzüglern" soll der zeitliche Rahmen abgesteckt werden, in dem die freigesetzten Carabiden bis zu ihrem Wiederfang unterwegs waren.

Die räumliche Verteilung der Wiederfänge aus den fünf Freilassungen vom 06.07. bis 10.09.1992 (Tabellen 10a und 10b) wird in den folgenden Säulen-Diagrammen deutlicher. Die Wiederfänge während der ersten Tage nach einer Freilassung werden in den Abbildungen 12a, 13a, 14a, 15a und 16 dargestellt. Die später wiedergefangenen Carabiden ("Nachzügler") der jeweiligen Freisetzung werden in den Abbildungen 12b, 13b, 14b und 15b dargestellt. Die Anordnung der Arten in den Diagrammen ist so gewählt, dass die Anzahl der Wiederfänge pro Art immer von hinten nach vorne abnimmt. Die Farben der Säulen werden für jede Art beibehalten (s. Abschn. 5.1.2.1).


Wiederfänge der Freilassung vom 6. Juli:

Die Freilassung vom 06.07. war die letzte vor der Ernte der Felder zwischen dem 24. und 27. Juli 1992. Das Ergebnis wird in den Abbildungen 12a und 12b wiedergegeben.

Abb. 12a:  Freilassung vom 06.07.92; Leerung vom 10.07.92.; Fangzeitraum von 6. bis 10. Juli (erste 4 Tage).

Fangzeitraum von 6. bis 10. Juli


Abb. 12b:  Freilassung vom 06.07.92; Leerung vom 23.07.92.; Fangzeitraum von 10. bis 23. Juli (5. bis 17. Tag).

Fangzeitraum von 10. bis 23. Juli


Bei den Arten Poecilus cupreus und Calathus fuscipes ist an jedem der fünf Wegabschnitte eine deutliche Präferenz zur Bankettseite (Wegüberquerung) festzustellen. Der Anteil der "Nachzügler" ist bei der Gattung Amara deutlich höher als bei allen anderen Arten.

Bei dieser Freilassung wurde noch mit Farbe markiert, die Markierung war jedoch auf die rechte Elytre ausgedehnt worden. Pterostichus melanarius konnte nicht wiedergefangen werden (s. Abschn. 5.1.1).


Wiederfänge der Freilassung vom 29. Juli:

Die Freilassung folgte im Anschluß an die Ernte vom 24. bis 26. Juli. Das Ergebnis wird in den Abbildungen 13a und 13b wiedergegeben.

Im Roggenfeld wurden am 27.07. und 28.07. die Fallen neu aufgebaut, nachdem das abgemähte Feld geeggt worden war. Auf der vegetationslosen Ackerkrume entwickelte sich im Laufe der folgenden Wochen Ausfallgetreide. Im Gerstenfeld konnten die Fallen stehen bleiben, weil der zuständige Landwirt die Fallenreihe beim Mähen aussparte. Der zum Weg gelegene Bereich vor den Fallen wurde daraufhin von Hand gemäht und sauber ausgerecht. Nach der Ernte der Gerste erfolgte auf dem Feld keine weitere Bewirtschaftung mehr. Auf dem Stoppelacker entwickelten sich daher rasch die schon ausgetriebenen Ackerunkräuter.

Abb. 13a:  Freilassung vom 29.07.92; Leerung vom 01.08.92.; Fangzeitraum von 29. Juli bis 1. August (3 Tage).

Fangzeitraum von 29. Juli bis 1. August


Abb. 13b:  Freilassung vom 29.07.92; Leerung vom 21.08.92.; Fangzeitraum von 1. bis 21. August (4. bis 23. Tag).

Am Vorabend der Leerung, dem 20.08., wurde durch ein heftiges Gewitter ein nicht unerheblicher Teil der Fangbecher überschwemmt. Mit hoher Wahrscheinlichkeit konnte dadurch ein Teil der Carabiden aus den Fallen entkommen.

Fangzeitraum von 1. bis 21. August


Die Präferenz bei Calathus fuscipes und Poecilus cupreus für die Bankettseite (Wegüberquerung) liegt jetzt nicht mehr vor. Die tagaktiven Arten Poecilus cupreus, Poecilus versicolor, Harpalus aeneus aber auch die nachtaktive Art Calathus fuscipes (Aktivitätsrhytmen nach THIELE 1977) zeigen in den ersten 3 Tagen eine deutliche Präferenz für die Ackerseite. Harpalus rufipes bevorzugt am geeggten Roggenfeld (beim Schotter- und Drainbeton-Abschnitt) die Bankettseite. An der Ackerunkraut-Flur des geernteten Wintergerstenfeldes (Rasenstein, Verbundpflaster, Schotter) wird er jedoch ausschließlich in den Ackerfallen wiedergefangen. Das Überquerungsverhältnis b/a für diese Art beträgt an den einzelnen Wegabschnitten während der ersten drei Tage:


Wegabschnitt 1 = 3:1
2 = 3:2
3 = 1:3
4 = 0:4
5 = 0:4

Insgesamt ist am Rasenstein die Überquerungsrate während der ersten Tage besonders niedrig. Bei den "Nachzüglern" aber ist sie sehr hoch. Die "Nachzügler" orientieren sich auch an den anderen Wegabschnitten zur Bankettseite.


Vergleich der beiden Freisetzungen vom 06.07. und 29.07. unter Berücksichtigung des Wetters:

Zwischen der Freilassung vom 06.07. und der Leerung vom 10.07. war es zunächst kühl (Tagesmaximum < 20°C) und feucht, die Temperaturen stiegen gegen Ende auf etwa 25°C an, dabei regnete es noch einmal (s. Abb.2 ). Die Woche davor war trocken und warm gewesen. Von 183 Wiederfängen überquerten innerhalb dieser 4 Tage 119 Carabiden den Feldweg (Überquerungsrate = 0,65) (Abb. 12a). Die tagaktive und hygrophile Feldart Poecilus cupreus zeigte eine besonders hohe Überquerungsrate.

Zwischen der Freilassung vom 29.07. und der Leerung vom 01.08. war es dagegen sehr warm und trocken. Nur am 31.07. setzte nachmittags leichter Regen ein. Die trocken-warme Großwetterlage mit Tageshöchsttemperaturen um 30° hielt schon seit dem 18.07. an. Zwischen dem 29.07. und 01.08. überquerten von insgesamt 180 Wiederfängen nur 53 Carabiden den Feldweg (Überquerungsrate = 0,29) (Abb. 13a).

Die Überquerungsrate beider Zeiträume unterscheidet sich sehr deutlich voneinander.

 

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