Home Inhaltsverzeichnis << >>

Untersuchungen zur Trennwirkung von Feldwegen verschiedener Ausbaustandards auf Feldcarabiden

 

4 Material und Methoden

4.2 Mobilitätsdiagramme

Durch Verhaltensbeobachtungen sollte geklärt werden, welchen Einfluß die unterschiedliche Oberflächenstruktur der fünf Wegabschnitte auf die Orientierung der Carabiden hat. Daneben stand die Frage, ob bei der Wegüberquerung nachtaktive Arten im Schutze der Dunkelheit ein anderes Verhalten zeigen als tagaktive Arten bei Helligkeit. Die Untersuchung beschränkte sich auf die überwiegend tagaktive Art Poecilus versicolor sowie die nachtaktive Art Carabus nemoralis. Zur Anwendung kam ein modifiziertes Konzept von MADER et al. (1988), das für Untersuchungen an Wolfspinnen (Lycosidae) verwendet worden war.

Auf allen fünf Wegabschnitten wurden die Carabiden einzeln freigesetzt. Zwei Freisetzungspunkte lagen jeweils auf der rechten wie linken Wegseite, 40 cm vom Wegrand entfernt. Um eine spontane Ausrichtung des Versuchstieres zum Wegrand zu verhindern, erfolgte die Freisetzung in einer durchsichtigen, etwa 40 cm langen Plexiglasröhre von 2,8 cm Innendurchmesser. Das oben eingesetzte Tier mußte zunächst das Rohr durchlaufen. Die den Carabiden dabei vorgegebene Richtung lag immer längs zum Weg, wurde jedoch beim folgenden Versuchsexemplar um 180° versetzt. Ein Helfer hielt aus der Deckung des Wegrains heraus die Röhre mit dem eingesetzten Carabiden auf die markierte Freilassungsstelle, bis der Käfer herausgelaufen war. Dabei wurde möglichst ein Winkel von etwa 30° zur Wegoberfläche eingehalten. An ihrer dem Boden zugekehrten Seite war die Röhre angeschrägt worden. Durch die Anschrägung der Kontaktseite sollte gewährleistet werden, daß der eingesetzte Laufkäfer vor dem abrupten Verlust seines Fühlerkontaktes mit der Innenwand der Röhre Tarsenkontakt zur Wegoberfläche erlangte (Abb. 8) . Zudem war eine Ablenkung der Käfer durch Thigmotaxis weitgehend unterbunden.

Auf dem Oberflächenbelag jeder Wegvariante war ein grobes Raster aus Kreide (heller Kies beim Schotterweg) mit einem Meter Linienabstand aufgezeichnet worden. Die gerasterte Wegstrecke war jeweils 6 m lang. Der von jedem Tier beschriebene Weg wurde einzeln verfolgt und auf einem gerasterten Vordruck mitgezeichnet.

Um die Individuen von Carabus nemoralis in der Dunkelheit verfolgen zu können, wurden sie an der Flügeldeckenspitze mit einer in Kunstharz verrührten, fluoreszierenden Substanz markiert. Vor dem Einsetzen des Carabiden in die Röhre wurde der Pigmentfleck mit einer ringförmig abgeschirmten kleinen Taschenlampe zur Lumineszens angeregt. Der Käfer konnte dann für einen Zeitraum von etwa 4 - 5 Minuten gut verfolgt werden.

Der Helfer nahm die freigesetzten Tiere bei Erreichen des Wegrandes wieder auf, damit sie später erneut eingesetzt werden konnten. Bis dahin verbrachten die Carabiden mindestens 30 Minuten in einer mit Erde und Streu versehenen Plastikschale, in der sich auch Bananenstückchen befanden. Jeder C. nemoralis wurde pro Versuchsnacht bis zu viermal eingesetzt.

Für die Untersuchung der tagaktiven Art Poecilus versicolor standen genügend viele Individuen zur Verfügung, so daß jedes Versuchstier nur zweimal benutzt werden mußte. Die Laufkäfer kamen daher erst nach etwa einer Stunde zu einem zweiten Einsatz.


Versuchsbedingungen für die nachtaktive Art Carabus nemoralis

Die Versuche fanden in zwei Nächten statt.

In der Nacht vom 4. auf den 5. August standen 30 Exemplare von C. nemoralis zur Verfügung. An jeder Wegvariante fanden 20 Versuchsläufe statt. Jedes Tier wurde frühestens nach 30 min wiederbenutzt. Der Versuch wurde erst nach Monduntergang, um 0:30 Uhr begonnen und dauerte bis 4:20 Uhr. In dieser Zeit sank die Lufttemperatur (2 m über dem Boden) von 12° auf 9° C.

In der Nacht vom 10. auf den 11. August konnte mit 40 Exemplaren gearbeitet werden. An jeder Wegvariante fanden 32 Versuchsläufe statt. Jedes Tier wurde erst nach etwa 1 h wiederbenutzt. Versuchsbeginn war 22:40 Uhr, Ende um 3:50 Uhr. In dieser Zeit sank die Lufttemperatur (in 2 m Höhe) von 17° auf 12° C. Der 3/4-volle Mond stand um 22:40 Uhr bei etwa +45° Deklination und verschwand gegen 3:30 Uhr hinter der Silhuette des Waldes, nachdem er sich von Süden nach Südwesten bewegt hatte. Ab etwa 2:30 Uhr zogen Wolken auf, die den Mond zeitweise verdeckten. In beiden Nächten fiel Tau.

Insgesamt ergeben sich 260 Laufstrecken aus beiden Nächten. Die 52 Laufstrecken jeder Wegvariante wurden alle auf einen Bogen Pergamentpapier durchgepaust und somit übereinanderkopiert.


Versuchsbedingungen für die tag- und dämmerungsaktive Art Poecilus versicolor

Die Versuche mit P. versicolor fanden an einem hochsommerlich heißen Nachmittag, sowie an einem milden Abend bis in die Dämmerungsphase statt.

Am 19.08. wurden zwischen 14:40 Uhr und 18:05 Uhr an jedem Wegabschnitt 20 Läufe durchgeführt. Um 14:40 Uhr betrug die Lufttemperatur (2 m über dem Boden) 29,5° C. Das Tagesmaximum von 31,5° C wurde gegen 17:00 Uhr erreicht. Zum Versuchsende um 18:05 Uhr war die Temperatur auf 30° C gesunken. Die Oberflächentemperaturen der fünf Wegabschnitte sind Tab. 2 zu entnehmen. Die rel. Luftfeuchte (in 2 m Höhe) lag während des Zeitintervalls zwischen 33% (17:30 Uhr) und 40% (14:40 Uhr). Die Sonne wanderte während der Freisetzungen von Südwest nach West. Gegen Ende verdeckten Gewitterwolken die Sonne. Von der damit einhergehenden Beschattung waren einige Freisetzungen auf dem Asphalt und dem Drainbeton betroffen. Die entsprechenden Laufstrecken wurden gepunktet dargestellt.

Am 10.08. wurden zwischen 18:30 Uhr und 21:15 Uhr an jedem Abschnitt 16 Läufe durchgeführt. Innerhalb dieses Zeitraums sank die Lufttemperatur (in 2 m Höhe) von 22° C auf 20° C. Die rel. Luftfeuchte stieg von 45 auf 50%. Zu Beginn stand die Sonne noch in etwa parallel zur Wegrichtung und senkte sich im weiteren Verlauf nach Nordwesten, bis sie gegen 20:30 Uhr hinter der Shiluette des Waldrandes verschwand.

An jedem der beiden Versuchstage wurden die Versuchstiere frühestens nach einer Stunde wiederbenutzt und erhielten dabei ihre Freiheit zurück.

 

4.3 Beobachtungen zum Verhalten der Carabiden an den Fallen

Beobachtet wurde das Verhalten der Carabiden an den Leitelementen und am Becherrand. Eventuelle Mängel am Fallensystem sollten dabei erkannt werden. Besonders interessierten die Fragen, ob etwa Folie oder Leitblech überwunden oder die Fallen nach der Aufnahme von Fühlerkontakt horizontal umlaufen werden können. Ende September wurden hierfür Carabiden direkt an Leitelementen der Bankettfallen freigesetzt und entsprechende Beobachtungen protokolliert.

10 Laufkäfer einer Art wurden jeweils zusammen freigesetzt. Die Freisetzung erfolgte aus einer schwarzen Filmdose (h = 4 cm, ⌀ = 5 cm) heraus, an die rechte der zu beiden Seiten des Zentralbechers gespannten Leitfolien. Danach wurden Leitelemente und Fangbecher der Falle für jeweils etwa 25 Minuten beobachtet.

Die Beobachtungen erfolgten an je einer Falle der Varianten Rasenstein, Verbundpflaster und Schotterauflage. Die untersuchten Arten waren Poecilus versicolor, Calathus fuscipes, Harpalus rufipes und Pterostichus melanarius. Sie waren im Gebiet häufig und unterschieden sich zudem erheblich in ihren Wiederfangquoten.

 

Zur Beantwortung der Frage nach einer möglichen Abhängigkeit der Fangrate vom jeweiligen Fallenumfeld, sollten quantitative Aussagen gemacht werden können. Hierfür wurde die Anzahl der freigesetzten Tiere erhöht und die gefangenen Käfer nach 15 und 30 Minuten gezählt. Der Freisetzungspunkt lag wie vorher an der Leitfolie zwischen Mittelbecher und rechtem Außenbecher.

Von jeder Art wurden an den drei Fallen mehr als 300 Exemplare freigesetzt. Insgesamt kamen 1088 Käfer der oben genannten vier Arten zum Einsatz. Von Pterostichus melanarius standen jedoch nur 93 Individuen zur Verfügung, so daß diese alle zusammen ausschließlich an der Falle am Verbundpflasterabschnitt freigesetzt wurden. Dieser wurde gewählt, weil hier in Vorversuchen die meisten Laufkäfer in die Fallen liefen. Der Versuch fand an drei Nachmittagsstunden Ende September statt. Die Lufttemperatur lag im Mittel bei 14° C.

 

Home Inhaltsverzeichnis << >>